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UNSERE FREIE TRAUUNG – TEIL 3

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Unsere selbst geschmiedeten Ringe waren (und sind) wundervoll. So viel Einzigartigkeit und Individualität in einem so kleinen und unscheinbaren Gegenstand – einfach fantastisch! Aber Ringe allein – egal wie besonders – machen nunmal auch bei einer freien Trauung noch kein komplettes Outfit und so war das meine nächste Challenge.

Brautkleid bleibt Brautkleid

Ja. Okay. Ich war blauäugig. Und hatte zusätzlich noch die rosarote Brille auf. – Ein Brautkleid shoppt man rechtzeitig. Und ein Brautkleid shoppt man mit Termin.

Ein Brautkleid shoppt man dementsprechend nicht erst ein paar Monate vor der Trauung und ohne Terminvereinbarung im Brautmodenladen – so wie ich mir das dachte… „Wie bitte?! Sie heiraten wann? In 6 Monaten schon? Und dann kommen Sie erst jetzt? Nein. Tut mir Leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Und in Ihrer Größe kann ich Ihnen ohnehin nichts zeigen.“ – „Ok. Danke.“ Ich erinnere mich an diese Verkäuferin, als wäre hätte sie mich erst gestern so abgewatscht. Ich, Braut mit Vorfreude und wenig Ahnung und Sie, Fachkraft ohne Feingefühl. Im Nachhinein wäre ich gern zu Bridezilla geworden, aber ich war einfach so perplex von Ihrer Antwort, dass ich geschockt ging und den nächsten Laden ansteuerte. Und den nächsten. Und den nächsten. Und den nächsten! Und dann, in einem kleinen Brautmodenladen in Düsseldorf mit wunderbar freundlicher Verkäuferin und toller Auswahl stöberte ich durch das Angebot und fand ein Kleid, das mich sofort begeisterte. Ivory. Schmale Siloutte. Spitze. – Ich zog es an und erlebte den Wow-Moment, von dem ich vorher nur gehört hatte. Aber erst, wenn man diesen Moment selbst erlebt (ähnlich wie bei den Wehen!), weiß man, wie er sich anfühlt. Und ich wusste: Das ist mein Kleid! Ich kaufte es noch am selben Tag direkt von der Stange und es wurde hinterher auf meine Größe zurechtgeschneidert.

Es war genau mein Kleid und ich würde es heute wahrscheinlich wieder auswählen – wobei mich doch wirklich auch mal interessieren würde, wie ich in einem buschig-breiten-super-sahnig-absolut-ausladenden Märchenprinzessinnenkleid ausgesehen hätte.

Smoking mit Stil

Ich kann euch ja hier nur das verraten, was ich gesichert weiß, weil ich es miterlebt habe. Beim Anzug- bzw. Smokingshopping war ich logischerweise nicht dabei. Was ich aber verraten kann, ist, dass David die perfekte Wahl getroffen hat. Nicht nur stand ihm diese besondere Art von Anzug ganz hervorragend, ein jeder Smoking (und die gehören weiterhin eher zur Ausnahme als zur Regel) erinnert mich heute noch an unseren Hochzeitstag und meinen first view auf meinen Mann. Haaach…

Final Countdown

Die Tage kurz vor der Hochzeit vergingen in Windeseile. Es wurde noch gebastelt, gebacken, lackiert, rasiert, gefärbt, geübt, geschrieben, gecheckt und natürlich so sehr gefiebert und gefreut. Ich konnte es wirklich kaum erwarten und meine Welt drehte sich nur noch um unsere Hochzeit.

Und plötzlich war es schon soweit

Die standesamtliche Trauung einen Tag vorher war für uns von vornherein eher der bürokratische Akt, der notwendig war, um unsere Ehe auch vor dem Gesetz zu schließen. Wir hatten dafür unsere Eltern und Geschwister mit Partnern dabei sowie unsere Großeltern. Der allerengste und wichtigste Kreis unserer Familie. Die standesamtliche Trauung war kurz, die Standesbeamtin sehr herzlich und nett, aber der Inhalt wenig persönlich. – Und trotzdem waren wir 20 Minuten später verheiratet. Mann und Frau. Ich trug plötzlich einen anderen Nachnamen. Sam und David Janowski.

Wir waren glücklich und stolz! Wir waren verheiratet! Und weil alle anderen Vorbereitungen längst getroffen waren, konnten wir den ersten Tag als Eheleute auch entspannt genießen und die Vorfreude auf den kommenden Tag so richtig auskosten!

Wir heiraten frei!

Die Vorbereitungen auf den großen Tag genossen wir selbstverständlich getrennt voneinander – schließlich sollte der große Moment, unser first view, ganz klassisch erst zu Beginn der Trauung sein. Ich kann euch verraten, dass ich tatsächlich total entspannt war. Voller Vorfreude und vollkommen relaxt. Alles war vorbereitet, unsere 2einhalb Trauzeugen kannten den Ablauf und alle Details und deswegen war meine einzige Aufgabe an diesem Tag: Braut sein. Und ich war Braut! Ich war Braut beim Styling, ich war Braut beim Ankleiden, ich war Braut beim Pizza essen als kleine Stärkung und ich war Braut mit Tränen in den Augen als mein Papa kam, um mich abzuholen.

Auf meinen Wunsch hin, gab es kein pompöses und aufwendig geschmücktes Brautauto. Ich wollte viel lieber incognito zur Location fahren. Mein Papa war nie ein Mann vieler Worte, und genau das machte aber die gemeinsame Zeit im Auto perfekt. Er war glücklich und stolz. Und das sagte er mir. Danke, Papa ♥.

Sag einfach ja

Für den Einzug hatten wir Tim Bendzkos „Sag einfach ja“ ausgewählt und uns bewusst dafür entschieden, die Musik erst einige Zeit laufen zu lassen, ehe ich loslaufe. Und so steigerte sich mit jedem Takt, mit jeder gesungenen Zeile meine unbändige Freude endlich meinem Mann entgegenzugehen. Ich wäre gern sofort losgerannt. Aber ich wartete bis zum vereinbarten Zeitpunkt und schritt dann ganz langsam mit meinem Papa los, vor uns unser süßes Blumenkind. Es war überwältigend!

Eingehakt bei meinem Papa, mit meinem Brautstrauß in der Hand (ich glaube, ich habe ihn gehalten wie eine Fackel 😊) und mit meinem Blick erstmal nur für meinen Mann. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass auch er überwältigt wurde von seinen Emotionen. Sogar aus der Ferne konnte ich seine Tränen der Rührung sehen, seinen Stolz und sein Glück. Das war unser Moment! Schritt für Schritt für Schritt. Ich ließ meinen Blick dann auch zu den Gästen schweifen und spürte die liebevollen Blicke, sah Mitfreuen und Mitfiebern. Während des Ganges zum Traubogen mit meinem wunderbaren wartenden Mann davor und all den Menschen, die uns etwas bedeuten in der Nähe, stand die Zeit still. Familie und Freunde. Pures Glück. Echte Liebe.

Angekommen

Vorn angekommen, übergab mich mein Papa in die Hände seines Schwiegersohns und flüsterte ihm dabei ein paar Worte zu, die nur die beiden verstanden. David nahm dann meine Hand und ich seine und wir umarmten und küssten uns. Alles andere war ausgeblendet. Wir genossen den Moment ganz für uns.

Was dann folgte, war unsere ganz persönliche und individuelle Traurede. Unsere gemeinsame Geschichte. Hand in Hand saßen wir nebeneinander und lauschten unserer eigenen Lovestory, schmunzelten über Bekanntes, lachten über Geschehenes und weinten dicke Freudentränen bei den Beiträgen unserer 3 Geschwister. Es war noch viel emotionaler als gedacht und auch bei unseren Gästen blieben die Taschentücher nicht unbenutzt. So so schön.

Für einen ganz besondere Lacher sorgte unsere tierische Ringträgerin: Unsere Chihuahua-Hündin Pini war dafür eingeplant und natürlich hatten wir vorher geprobt. Während der Trauung im Freien aber, mit all den ihr bekannten Gesichtern und neuen Eindrücken, erschien ihr eine kleine Runde durch die Fans erstmal wichtiger als ihre eigentliche Aufgabe 😊. Zum Glück erinnerte sie sich dann doch noch an uns und brachte die Ringe nach vorne zum Traubogen, wo wir daraufhin unter Tränen unsere Ehegelübde sprachen – was auch trotz Probe eine echte Herausforderung war, denn wenn einem das Herz vor Emotionen übersprudelt und einem der wichtigste Mensch gegenübersteht, dann ist das mit dem Gelöbnis eine Sache für sich.

Nach unseren Liebesschwüren gaben wir uns das Ja-Wort und steckten und gegenseitig die Ringe an. Wir küssten uns.

Und es war perfekt. Mit den beinahe weggelaufenen Ringen. Mit den fehlenden Worten. Mit den vielen Küssen. Mit den Tränen der Rührung. Mit den herzhaften Lachern. Mit all der Liebe. Mit uns und unserer Geschichte im Mittelpunkt.

Und weil wir nicht gestorben sind, leben wir noch heute glück und zufrieden.

Ich beende den Rückblick an dieser Stelle, wissend, dass ich euch noch viel viel viel mehr hätte erzählen können. Ich musste einfach einige Aspekte auslassen oder kürzen, auch wenn sie insgesamt natürlich für uns nicht fehlen durften, wie z.b. die Auswahl des Essens, die Bestellung der Hochzeitstorte, unsere Tanzstunden, und und und. Wenn ihr mehr erfahren wollt, lasst es mich gerne wissen und meldet euch.